Das eigene Verdauungssystem verstehen – vom Mund bis zum Enddarm
Viele Menschen leiden unter Verdauungsproblemen wie etwa Verstopfung oder Luft im Bauch. Diese Probleme kann man jedoch vermeiden, wenn man versteht, wie unser Verdauungssystem funktioniert – und wie man für einen gesunden und reibungslosen Verdauungsprozess sorgt.
Wir beschäftigen uns ungern mit unserer Verdauung und wir sprechen nicht gern über unseren Darmtrakt. Normalerweise funktioniert unser Verdauungssystem ja so, wie es soll. Man steckt etwas ins eine Ende hinein und es kommt am anderen Ende wieder heraus. Typisch ist auch, dass uns erst dann interessiert, was in unserem Körper abläuft, wenn wir Probleme mit der Verdauung bekommen. Sich mit seinem Körper zu beschäftigen kann jedoch ein echter Augenöffner sein und uns dabei helfen, Verdauungsprobleme zu überwinden.
Ein zusammenhängendes System
Um den Verdauungsapparat zu verstehen, muss man ihn als langes zusammenhängendes System verstehen, das sich vom Mund bis hin zur Enddarmöffnung erstreckt. Aufgabe des Systems ist es, das Essen in seine Bestandteile zu zerlegen, damit die Nährstoffe im Blut aufgenommen und an die Stellen im Körper gelangen können, an denen sie gebraucht werden.
Der Mund ist das erste Glied der Kette
Ihr Verdauungssystem funktioniert nur dann richtig, wenn die aufgenommene Nahrung fein zerkleinert wird. Daher ist das erste Glied in der Kette – nämlich Ihr Mund – ein äußerst wichtiges Element Ihres Verdauungssystems Hier wird die Nahrung grob zerkleinert, wenn sie gekaut und mit Speichel vermischt wird. Der Körper produziert genug Speichel für alle Mahlzeiten des Tages. Täglich produzieren unsere Speicheldrüsen zwischen 0,7 und 1 l Speichel. Der Speichel schützt nicht nur die Zähne – die enthaltenen Enzyme helfen auch beim Zerkleinern der Nahrung, damit sie im späteren Teil des Verdauungssystem besser verarbeitet werden kann.
Speiseröhre
Vom Mund aus gleitet die Nahrung durch die etwa 2 cm breite 25 cm lange Speiseröhre in den Magen. Die Speiseröhre ist Teil des Verdauungssystems. Sie fungiert jedoch lediglich als Transportkanal für die Nahrung vom Mund zum Magen. Die Speiseröhre ist über einen Muskelring mit dem rechten Teil des Magens verbunden, der als Magenmund bezeichnet wird. Wenn Sie schlucken, entspannt sich der Magenmund, so dass die Nahrung in den Magen gelangen kann.
Dass die Speiseröhre mit der rechten Seite des Magens verbunden ist, ist ein genialer Schachzug der Natur, da der Magen aufgrund dieser Platzierung ein Stück weit entlastet wird. Wenn wir uns bewegen, lachen oder husten, spannen wir nämlich unsere Bauchmuskeln an und drücken den Magen nach oben. Wenn die Speiseröhre mit der Oberseite des Magens verbunden wäre, würden wir bei jedem Schritt, den wir gehen, saures Aufstoßen bekommen.
Magen
Unser Magen liegt weitaus höher im Körper als viele glauben. Er beginnt direkt unter der linken Brustwarze und endet unter dem rechten Rippenbogen. Wenn Leute sagen, dass sie Magenschmerzen haben, meinen sie damit oftmals eigentlich Ihren Darm.
Im Magen wird der eigentliche Verdauungsprozess eingeleitet. Hier sorgen die Muskeln im Magen dafür, dass die Nahrung gut mit den Säften vermischt wird, die der Magen absondern. Sie wird umherschleudert und in kleine Partikel zerstoßen, die der Dünndarm weiterverarbeiten kann.
Der Magen hat eine schiefe Form, wobei eine Seite länger als die andere ist. Daher weißt der Magen einige große Falten auf der Innenseite auf – ein weiteres cleveres Design der Natur. Somit kann Flüssigkeit nämlich direkt von der Speiseröhre an der rechten kürzeren Seite des Magens entlang zum Dünndarmeingang fließen, während Feststoffe zur linken größeren Seite des Magens geleitet werden, wo der Verdauungsprozess erfolgt.
Nach 2-4 Stunden im Magen wird die halbverdaute Nahrung durch einen weiteren Muskelring – den Magenpförtner – weiter in den Zwölffingerdarm und in den Dünndarm geleitet.
Dünndarm
Unter dem Zwölffingerdarm – dem oberen Teil des Dünndarms – schlängelt sich der 3 bis 6 m lange Dünndarm. Hier erfolgt ein Großteil der Verdauung. Bei Verdauung erhält der Dünndarm Hilfe von der Galle (die von der Leber produziert wird) und den Enzymen aus der Bauchspeicheldrüse. Direkt am Eingang des Dünndarms befindet sich ein kleines Loch in der Darmwand. Durch dieses Loch werden die Verdauungssäfte über die Nahrung gesprüht und helfen beim Zerkleinern der Nahrung in winzig kleine Teile, die der Körper aufnehmen kann. Die Nährstoffe werden extrahiert, durch die Wand des Dünndarms aufgenommen, in die Blutbahn geleitet und von dort aus im gesamten Körper verteilt. Ein feinfühliges System, das meistens ganz von allein funktioniert und sich an die aufgenommene Nahrung anpasst.
Dickdarm und Enddarm
Der letzte Teil des Verdauungssystems ist der Dickdarm. Hier helfen etwa 1,5 kg Darmbakterien bei der Verdauung. Die enorme Zahl an Bakterien wird im Volksmund als Darmflora bezeichnet, der Fachbegriff jedoch lautet Mikrobiota (kleine Leben) – sie ist der Schüssel zur Gesundheit. Aufgabe der Bakterien ist es unter anderem,
- Ballaststoffe und Stärke aus der Nahrung zu ziehen, wenn der Dünndarm Ballaststoffe nicht in
- in Fettsäuren umwandeln konnte – die wichtigste Nahrungsquelle der Darmzellen
- die Schleimhäute Ihres Darms gesund und intakt zu halten, damit Schadstoffe nicht in Ihr Blut gelangen können
- krankheitsfördernde Bakterien zu bekämpfen
- wichtige Vitamine zu produzieren
- Ihr Immunsystem im Gleichgewicht zu halten
Die gründliche Vorarbeit im Dickdarm ist ein Prozess, der bis zu 16 Stunden dauern kann. Wie auch im Dünndarm werden alle Nährstoffe, die der Dickdarm aus der Nahrung gewinnen kann, in die Blutbahn geleitet.
Die verbleibenden Reststoffe werden in Form von Stuhl aus dem Enddarm geleitet.
Stuhl
Jeder Mensch ist einzigartig – daher ist es schwer zu sagen, was als gesund oder normal gilt. Gleiches gilt für unseren Verdauungsrhythmus. Für manche Personen ist es ganz normal, ein oder mehrmals täglich den Darm zu entleeren, andere wiederum suchen nur 3 bis 4 Mal in der Woche das stille Örtchen auf.
So sorgen Sie für einen gesunden Verdauungsprozess
Ein gesundes Verdauungssystem beginnt wie oben erwähnt mit dem gründlichen Kauen der Mahlzeit. Aber es gibt auch andere Aspekte, die bei der Verdauung eine Rolle spielen. So kann sich beispielsweise Stress unmittelbar aufs Verdauungssystem auswirken. Oder eine Lebensmittelunverträglichkeit – bspw. Glutenunverträglichkeit oder Laktoseintoleranz Probleme durch aufgeblähten Magen, Magenschmerzen, Verstopfung oder Durchfall gehören daher auch zu den häufigsten Ursachen dafür, dass wir einen Arzt aufsuchen.
Wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt ausgeschlossen haben, dass die Probleme krankheitsbedingt sind, können Sie selbst einiges dafür tun, um einen gesunden Verdauungsprozess zu gewährleisten:
-
Wasser trinken
Verstopfung entsteht häufig dann, wenn man nicht genug Wasser trinkt. Trinken Sie 1,5 bis 2 l Wasser am Tag. Wasser hilft dabei, die Ballaststoffe in der Nahrung zu verwerten und sicherzustellen, dass die Nahrung nicht im Dickdarm hängenbleibt und verrottet.
-
Viele Ballaststoffe essen
Ballaststoffe führen dazu, dass die Nahrung rascher durchs Verdauungssystem geleitet wird, und sie helfen gegen aufgeblähten Magen und Verstopfung. Wenn Sie beispielsweise Haferflocken, Bananen oder Bohnen essen, werden die Ballaststoffe unverdaut in den Dickdarm geleitet, wo sie als Nährstoff für gesundheitsfördernde Bakterien.
-
Körperliche Aktivität
Wenn Sie sich bewegen, halten Sie Ihre Peristaltik in Gang. Das ist der Prozess, bei dem sich die Muskeln in Ihren Darmwänden in Form koordinierter Wellenbewegungen zusammenzuziehen, damit die Nahrung mit den zugeführten Darmflüssigkeiten vermischt und durch das Verdauungssystem geschoben wird.
-
Regelmäßig essen
Es ist nicht gesund, Mahlzeiten zu überspringen oder am Ende des Tages eine riesige Mahlzeit einzunehmen. Halten Sie Ihr Verdauungssystem den ganzen Tag über mit kleineren und regelmäßigen Mahlzeiten in Bewegung.
-
Nach Bedarf auf Toilette gehen
Es ist ungesund, länger als nötig mit dem Toilettengang zu warten. Wenn Sie den Drang verspüren, auf Toilette zu gehen, sollten Sie Ihren Reflexen folgen. Wenn man sich den Toilettengang über einen längeren Zeitpunkt verkneift, kann das zu einer Verstopfung führen.
Von Christa Z. Dahl
Quellen:
„Sund mave sådan – få en god fordøjelse og et stærkt immunforsvar“ [Ein gesunder Magen – für eine gute Verdauung und ein starkes Immunsystem] von Søs Wollesen
Artikel auf ing.dk, 14. Mai 2016: „Livsvigtige hjælpere – og ny vej til behandling og forebyggelse: Bakterierne styrer dit liv“ [Lebenswichtige Helfer – und neue Formen der Behandlung und Vorbeugung: Bakterien bestimmen Ihr Leben]
„Darm mit Charme – Alles über ein unterschätztes Organ“ von Giulia Enders